Turmtrafostationen 1
Türme werden zu Kulturgut
Michael Sonfeld (RWE-Westnetz, v.l.) mit Anka Dawid und Museumsleiter Michael Kamp sowie den niederrheinischen Türmern Dieter Kloß (Interessent) Christian Posser (Turm Besten, Schermbeck), Martin Splitt (Alter Postweg, Schermbeck), Carsten Kamann (Uedemer Bruch), Hermann Göbel (Damm, Schermbeck) und Dirk Holsteg (Oberbauernschaft Hamminkeln), vor dem ausgedienten Trafoturm von 1913 im LVR-Freilichtmuseum in Lindlar
Ein Symposium im LVR-Freilichtmuseum Lindlar brachte jetzt Vertreter aus Wissenschaft, Energiewirtschaft und Denkmalpflege mit Nachnutzern von Turmtrafostationen zusammen, um über "Landmarken in der Kulturlandschaft" zu diskutieren. Zu den rund 35 Teilnehmern aus ganz Deutschland, selbst aus Coburg in Bayern war ein Turmbesitzer gekommen, zählten auch etliche Niederrheiner. Am Ende waren sich alle beim ersten Turmstation-Symposium einig: Die Vielfalt der Turmstationen ist schützenwert. So viele von ihnen wie möglich sollen erhalten bleiben.
Das Symposium diente in erster Linie dem Erfahrungsaustausch. Neben einem Vortrag von Prof. Dr. Doris Gstach von der FH Erfurt zum Thema "Landmarken als Element der Kulturlandschaft" und Dr. Christian Poßer, einem Landschaftsarchitekten aus Duisburg, der über die Chance für ein zweites Leben von Turmtrafostationen referierte, stellte Michael Sonfeld, vom RWE-Verteilnetzbetreiber Westnetz einige erfolgreiche Initiativen zur Nachnutzung vor. Tipps für den täglichen Umgang mit der Turmvermarktung für Planungs-, Presse-, und Liegenschaftsabteilungen bei Energieversorgern sollten helfen, weitere Türme vor gedankenlosem Abriss zu bewahren.
Mehr als 60 Türme hat RWE auf diese Weise schon erhalten können. Die Ideen, die dabei umgesetzt werden, sind vielfältig. Meist werden die Türme zu Brutplätzen für Schleiereulen, Waldkäuzen und Fledermäusen umgebaut, manchmal dienen sie auch als Wanderunterstand oder Informationszentren. Der Verein in Damm hat bekanntlich das kleinste Strommuseum der Welt in seinem Turm untergebracht, ein anderer Nachnutzer eine Hochzeitssuite errichten lassen.
Das Ganze möglich macht ein Programm, das RWE vor einigen Jahren installiert hat, als die ersten Türme vom Netz genommen werden mussten. Beim Symposium in Lindlar wurden die Türme als Denkmäler und Kulturgüter betrachtet. In der Diskussion betonte Sonfeld: "Damit neue Nachnutzungskonzepte gelingen, dürfen die Stationen nicht voreilig abgerissen werden, Interessierte müssen unterstützt werden, die Konzepte zu erarbeiten. Wir müssen den Menschen Zeit geben, ein Projekt zu entwickeln."
Gleichzeitig wurde von allen Seiten bestätigt, dass Umweltverbände und Genehmigungsbehörden der allgemeinen Nachnutzung positiv gegenüberstehen und den Genehmigungsprozess entsprechend begleiten. Dass sich der LVR dafür einsetzt, dass die Turmstationen in das Internet-Informationssystem über Historische Kulturlandschaft KuLADig (Kultur. Landschaft. Digital.) aufgenommen werden sollen, begrüßten die Teilnehmer als ein wichtiges Ergebnis des Symposiums. Auf diese Weise werden die Stationen exakt verortet und mit Querverweisen zu ihrerGeschichte und Herkunft lebendig - und im Internet neben alten Wegekreuzen, Brücken oder Kirchen für jeden zugänglich. Nachhaltig soll auch das Turm-Symposium werden. So ist das Nächste bereits in Planung und soll am Niederrhein stattfinden.
Trafostation in Bockhorn bei (Walsrode)